Im Gegensatz zu dem, was der Arbeitgeberverband verkündet, grenzt der Arbeitsmarkt auch Arbeitnehmer aus, welche durchaus qualifiziert sind, willens zum Arbeiten und auch sonst keine Defizite aufweisen. Diese Leute sind schnell einmal ausgesteuert, und wenn sie keine Reserven haben, landen sie in der Sozialhilfe. Dort werden sie in den Topf der Ausgegrenzten geworfen und erniedrigt. Zuerst legt man ihnen nahe, die Lebenskosten drastisch zu senken. Die Sozialhilfe geht dabei von Ansätzen aus, welche exklusiv auf Kostenbegrenzung ausgelegt sind. Dass diese Ansätze weit unter dem liegen, was die Gewerkschaften als Existenzminimum angeben, wird nicht erstaunen. Das Einzelschicksal, die berufliche und soziale Vergangenheit, wie auch die vom Gesuchsteller an den Staat geleisteten Leistungen, bleiben völlig unberücksichtigt. Für die Reintegration erhält der Sozialhilfeempfänger einen Betrag von CHF 100.- . Damit sind die Bemühungen der Sozialhilfeorganisationen erschöpft.
In der Regel beginnt es mit der Verpflichtung, die Wohnung aufzugeben, oft einfach mit dem Hintergedanken, dass der Sozialhilfebezüger in der eigenen Gemeinde keine Wohnung finden kann, welche sich mit dem Wohnkostenzuschuss finanzieren lässt und der Sozialhilfeempfänger somit in einer anderen Gemeinde sein Glück suchen muss. Dass dieses entwürdigende Verfahren diese Leute entwurzelt, und deshalb im totalen Gegensatz der Ziele der Sozialhilfe steht, ist nur eines der Elemente der Sozialhilfepraxis. Es versteht sich von selbst, dass hier neue Probleme geschaffen werden, da in der Regel der Aufwand für die neue Wohnung und den Umzug nicht finanziert wird.
Obwohl die Sozialhilfe davon ausgeht, den Hilfeempfänger wieder in den Arbeitsprozess einordnen zu wollen, ist dies auch dann meistens nicht möglich, wenn dieser tatsächlich bereit ist, eine Stelle weit unter seinem Qualifikationsprofil anzunehmen. Von den Arbeitgebern kann man nur hören: «Sie sind überqualifiziert».
Natürlich ist es nicht an den Arbeitgebern, die sozialen Probleme zu lösen. Es ist jedoch schwer verständlich, wenn neue Arbeitsmärkte erschlossen werden, da die Wirtschaft diese offenbar dringend nötig hat, wenn im eigenen Land noch viel Potenzial vorhanden ist und dieses von der öffentlichen Hand finanziert werden muss.
Jedermann, welcher einmal mit einem RAV zu tun hatte, weiss, dass diese Organisation nichts mit Arbeitsvermittlung zu tun hat. In der Regel geht man dort lediglich davon aus, dass die Eigenvermarktung des Stellensuchenden verbessert werden muss, d.h. er lernt einen Lebenslauf zu gestalten und wie man Bewerbungsunterlagen zusammenstellt. Das müssen alle Arbeitssuchenden machen, auch jene, welche dies nicht nötig haben. Die Sozialämter sind ähnlich uneffizient organisiert. Es geht um Kostenmaximierung, nicht um Hilfe. Wer einmal in diese Falle gestolpert ist, hat kaum eine Chance wieder daraus herauszukommen.
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